UL-Flugschule Aschaffenburg


Borkum

Dreimal Nord- und Ostsee, bitte.

Um Punkt acht Uhr lokaler Zeit wollen wir am Rollhalt in EDFC stehen, um genug Zeit auf Borkum, unserem Tagesziel, zu haben. Wir, das sind eine P96 und zwei P92 mit den UL-Piloten Elvira, Marion, Georg, Helmut und Eugen. Doch schon die Anfahrt zum Flugplatz lässt Zweifel an einem pünktlichen Start aufkommen, vom Morgennebel eingepackt liegt der Platz da und von den Mitfliegern noch keine Spur. Doch voll Vertrauen auf den einige schöne Sommertage versprechenden Wetterbericht packe ich die D-MVEK aus der noch triefenden Abdeckplane und lade meine Utensilien ein. Ein Blick unter die Motorhaube, Öl- und Kühlwasserstand stimmen, dann der obligatorische Rundgang um das Flugzeug: Alle Verkleidungen zu, Staurohrabdeckung entfernt, Unterdrucköffnungen frei, die Flächen mit Querruder, Landeklappen, Tankverschlüssen und Tankentlüftung, das Leitwerk mit Seiten- und Höhenruder und der Trimmung und schlussendlich das Fahrwerk, alles sieht gut aus. Jetzt stecke ich noch die für den ersten Abschnitt benötigten drei ICAO-Karten der richtigen Abfolge entsprechend in die Seitentasche, das Kniebrett mit Flightlog und den Anflugkarten wandert auf die Ablage. Zwanzig Minuten vor acht - es könnte losgehen, aber der nasse Nebel hüllt noch immer alles in grau.

Mittlerweile ist auch um die D-MZEG und D-MULY Leben erwacht, die Tecnam’s werden bepackt und einer ausgiebigen Vorflugkontrolle unterzogen, der Weg zur Nordsee ist noch lang. Doch die graue Suppe will nicht so schnell weichen, obwohl es von oben her schon heller wird. Noch einmal sprechen wir die Tagesstrecke durch, am Edersee vorbei soll esam Ostrand der TMZ von Paderborn entlang nach Damme gehen. Von Damme aus wollen wir dann mehr oder weniger direkt Borkum anfliegen. Für den letzten Flugabschnitt das Tages ist die Strecke den Inseln entlang hoch bis Wangerooge und dann an Wilhelmshaven vorbei direkt zum UL-Platz Wiefelstede geplant. Ein Anruf bei der Flugwetterberatung bringt nichts, eine Warteschleife ohne Ende... Der neueste GAFOR lässt auch für die Mittelgebirge Besserung erkennen, die Vorhersagen verbessern sich von X, und M6 auf D3. Schnell packen wir noch zusätzlich die Anflugblätter von Kassel und Emden ein, falls das Wetter doch nicht mitspielen sollte. Da, der erste Sonnenstrahl bricht durch den Nebel, es ist halb zehn am Morgen.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag, der erste Rotax springt an. Um zehn Uhr ist die letzte Tecnam auf dem Weg zur Nordsee, zwei Stunden später als vorgesehen, aber immer noch acht Uhr UTC! Wir steigen auf 2500 ft und nehmen Kurs auf Richtung Norden, der Vogelsberg zieht rechts an uns vorbei. Voraus ist es immer noch ziemlich grau und die Basis ist ganz schön tief. Aber die Bodensicht ist sehr gut und somit geht es immer weiter Richtung Edersee. Urplötzlich wird die MULY angerufen, ein Airliner meldet sich aus FL 210 mit Position irgendwo zwischen Paderborn und Berlin. Der Kapitän ist auch ein UL-Flieger und gibt einen kurzen Wetterbericht aus seiner „Satellitensicht“, unsere Route scheint noch von einigen Nebelfeldern gepflastert zu sein. Mit 2200 ft die höchste Erhebung auf dieser Strecke, lassen wir den Kellerwald rechts liegen, links ist Allendorf gut zu sehen.

Da taucht der Edersee vor uns auf - die Sicht wird allerdings nicht besser. Wir haben das Gefühl, dass die Basis immer mehr absinkt. Im Geheimen lege ich mir schon mal die Anflugkarten von Kassel und Höxter bereit. Der Flugplatz von Mengeringhausen taucht auf, jetzt kommt bei 0 Grad auf dem Kompaß die Autobahn in Sicht. Die Ausläufer des südlichen Teutoburger Waldes tauchen aus dem Dunst auf, wir halten uns rechts davon, um nicht mit der TMZ von Paderborn ins Gehege zu kommen. Die Sicht ist hier schon ganz schön bescheiden, wir weichen weiter nach rechts aus. Endlich ist Bad Driburg erkennbar und ab hier wird es voraus auch schon heller. Wir folgen der Bahnlinie Richtung Detmold, die Städte werden hier schon so dicht, dass sie für uns „Südländer“ kaum mehr abzugrenzen sind. Erst Bünde können wir wieder klar bestimmen; die Autobahn fasst die Stadt im Süden ein. Noch einmal müssen wir etwas kurven, um tiefliegende Wolken über dem Wiehengebirge zu umfliegen.

Ab hier breitet sich jetzt das „tiefe Land“ aus, es wird Zeit Damme auf 133,300 zu rufen. Ein Blick auf die Anflugkarte, von uns aus gesehen müssen einige Hallen hinter der von Ost nach West gehenden Bahn liegen, schlimmstenfalls ist die dahinterliegende Autobahn die Auffanglinie. Da, ein Aufblitzen, das sind die Hallen, beruhigt die Einleitung abgesetzt. Wir bekommen die Landerichtung 11 zugewiesen, der Reihe nach setzen sich die drei Tecnam’s auf die Bahn. Auf dem Turm erfahren wir, dass der Platz bis vor kurzem noch im Nebel lag ... Die am Platz beheimatete UL-Flugschule füllt bereitwillig die Tanks unserer Maschinen mit dem doch zum 100LL wesentlich günstigeren Super aus ihrem Bestand auf, jede Maschine hat für die knapp zwei Stunden Flugzeit rund 30 Liter verbraucht. Die Speisekarte im Restaurant macht die Runde - es ist Mittagszeit.

Eine Stunde haben wir die Flugzeit von hier nach Borkum geplant, um 13:50 sind wir wieder in der Luft. Kurz hinter Damme machen sich das ED-R34A/B/C breit. Obwohl das ED-R34C laut Karte nur durch ein NOTAM aktiviert wird und wir darüber im VFR-Bulletin nichts gelesen haben, rufen wir Bremen Information; von hier kommt dann auch die Information, dass B und C nicht aktiv sind. Somit nehmen wir direkt Kurs auf Papenburg. Zweitausend Fuß über MSL ist hier schon gewaltig, aber angebracht, wie die eben unter uns durchhuschende Tornado zeigt; ob der mich wohl mit meinem Transponder gesehen hat? Gerade haben wird hinter Papenburg die Ems überquert, als unter uns gemächlich eine Transall herumkurvt - die rot gepunktete Linie auf der ICAO-Karte hat also doch seine Berechtigung.

Jetzt wird die Hamburger Karte aus der Seitentasche gezogen, Hannover wandert auf die rückwärtige Ablage. Die Blicke zu den Motorinstrumenten werden schon häufiger, die Landratte sieht eben das weite Wasser langsam auf sich zukommen. Der Dollart schält sich aus dem Dunst, wird nun immer klarer sichtbar. Wir nehmen Kurs auf Emden und fliegen weiter der Küste entlang. Wenn wir Borkum klar sehen können, wollen wir uns entscheiden, direkt zu fliegen; sonst wollen wir über Norden-Norddeich zu den Inseln rüber. Da taucht auch schon gut erkennbar die Insel auf, also ein kleiner Schwenk auf 317 Grad und Direktanflug auf den Flecken Land; Elvira ist schon so aufgeregt, dass sie auf der Borkum-Frequenz Emden Info ruft! Wir bekommen die Landerichtung 13 zugewiesen und beginnen den Anflug. Die Anflugkarte zeigt keine Platzrundenhöhe und -führung, also nehme ich Flugplatzhöhe plus 1000 ft und fliege eine Standardplatzrunde, also immer links herum. Ab 12:50 setzen sich die Tecnam’s im Minutentakt auf den 1000 Meter langen Asphalt, die langerträumte Insel hat uns.

Schnell sind die Flugzeuge festgebunden und die Formalitäten bei der netten Turmbesatzung erledigt. Zwar beträgt die Landegebühr 14,40 DM, aber die Insel ist es wert. Leider haben wir durch den verspäteten Abflug in Aschaffenburg nicht mehr soviel Zeit, aber die Füße in die Nordsee stecken, das wollen wir doch noch. Aber wie das so ist, ohne Kompass ist ein Flieger nahezu hilflos, wir irren durch Dünen und Gebüsch, um das Wasser zu finden, hinter jedem Hügel tut sich ein Neuer auf! War doch im Endanflug die Entfernung zwischen Strand und Schwelle der 13 so kurz - jetzt scheintsie endlos zu sein. Endlich, nach dem letzten „Berg“ der Blick auf das weite Meer, doch bei der herrschenden Ebbe müssen wir noch einige Meter bis zum Wasser laufen. Viel zu schnell vergeht die Zeit, wir müssen wieder an die Rückkehr denken. Am Flugplatz schnell noch ein Apfelschorle genossen, da geht es wieder auf’s Vorfeld, Borkum schließt um 19:00 LT. Schnell sind die Maschinen startklar zum letzten Abschnittdes Tages, der uns zum UL-Platz Wiefelstede, auch als Conneforde bekannt, führen soll. „An alle, Start nach eigenem Ermessen - Guten Flug“ kommt die Meldung aus dem Kopfhörer, und schon steigen die Maschinen in den Abendhimmel. Im gebührenden Abstand fliegen wir an den so bekannten, aber noch den UL-Fliegern verwehrten Inseln entlang. Memmert, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog ziehen rechts an uns vorbei. Die blaue Nordsee, die ockerfarbenen Strände und das saftige Grün der Inseln, das kannte ich bis jetzt nur von Postkarten und Bildbänden - Fliegen ist eben das Erlebnis!

Querab von Wangerooge wollen Elvira und Georg sogar Helgoland ausgemacht haben, vielleicht ist die Sicht aus der P96 doch besser. Wir nehmen nun Kurs aufdas Festland, um die beiden auf der Karte vermerkten Vogelschutzgebiete zu meiden. An riesigen Tankanlagen und an der Pier liegenden Tankern vorbei nehmen wir Kurs auf Wilhelmshaven, das auch schon vor uns auftaucht. Nach Auskunft von Wilhelmshaven Info ist die Kontrollzone D nicht aktiv, was uns eine Tour entlang des Ufers ermöglicht. Der große Marinehafen taucht unter uns auf, malerisch der Blick auf den großen Hafen und die Banter See. Immer weiter der Uferlinie entlang fliegen wir jetzt Südkurs, bis wir auf die A29 treffen. Auf 120,975 rufen wie Wiefelstede Start, aber keine Antwort außer einem betäubenden Brummen aus dem Kopfhörer. Die beiden markanten Weiher weisen den Weg, da taucht auch der Grasplatz auf. Endlich kommt auch die erlösende Stimme aus dem Äther, die uns auf die Südplatzrunde führt. Wieder das übliche Szenario, rechter Gegenanflug in 1000 ft, rechter Queranflug und schlussendlich über den Angelsee hinweg in den Endanflug. Butterweich setzt sich die P92 auf die gepflegte Piste, wir sind im Ammerland gelandet. Gleich betanken wir die Flugzeuge für den nächsten Tag und erledigen die Bezahlung. Nachdem die Maschinen gut verzurrt sind, nimmt uns der Flugleiter mitsamt Gepäck zum nahen „Dorfkrug“ mit - mit einem gediegenen Abendessen und einem, vielleicht waren es auch zwei, zischenden Weizen lassen wir den erlebnisreichen Tag ausklingen. Sechshundert Flugkilometer, vier Stunden mehr im Flugbuch und sechzig verbrannte Liter Superbenzin, das ist ein unvergesslicher Flugtag in nüchternen Zahlen ausgedrückt.

Kaum aufgestanden, wird der Fernseher eingeschaltet und auf den Wetterbericht gewartet. Aus Nordosten soll Bewölkung aufziehen und den Osten Deutschlands überqueren. Wie planen deshalb neben der vorgesehenen Strecke über Bremerhaven, Glückstadt, Timmendorfer Strand, Wismar, Rechlin und Magdeburg noch eine zweite Route, die über Seedorf, Lüneburg und dann der Elbe entlang bis Magdeburg geht. Die Entscheidung wollen wir im Flug treffen, da der GAFOR entgegen dem Fernsehwetter gar nicht so schlecht ist. Ein genüssliches Frühstück, und schon machen sich die fünf Flieger auf den kurzen Fußmarsch zum liebevoll gepflegten Flugplatz. Die Flugzeuge werden losgebunden und einer aufmerksamen Kontrolle unterzogen, denn heute liegen wieder gute achthundert Kilometer Strecke vor uns. Ein Zettel mit den Kennzeichen, den Namen der Piloten und der Startzeit darauf unter der Tür zum Turm durchgeschoben ist unser Abschiedsgruß. Mit blinden Meldungen wie „D-MULY Rollhalt 12 abflugbereit“ und „D-MULY startet“ rollen wir nacheinander auf die Piste und starten.

Noch ist es ziemlich diesig, aber in 2000 ft Flughöhe ist die terrestrische Navigation kein Problem, wir entscheiden uns für die Route nördlich an Hamburg vorbei. Und tatsächlich, die Sicht wird hier immer besser, an Bremerhaven vorbei geht es direkt nach Glückstadt an der Elbe. Die Landschaft dazwischen ist übersät von Mooren, eine Außenlandung hier muss nicht sein. Langsam schält sich nun die Elbe aus dem Dunst, vor uns liegt die Rhinplate und dahinter Glückstadt. Von Bremen Info erfragen wir kurz das aktuelle QNH von Hamburg - wir wollen sicher unter dem Luftraum C durch direkt nach Hartenholm fliegen. Es ist immer gut, die Strecke soviel wie möglich nahe an Flugplätze zu legen, im Falle eines späteren Anflugs erinnert man sich so vielleicht wieder der Umgebung und fühlt sich damit nicht mehr so fremd. Der Flugplatz mit der markanten Waldkante im Osten lassen wir unter uns zurück, nächster Punkt ist Bad Segeberg, dem Ort mit den bekannten Karl-May-Spielen. Jetzt ist voraus auch schon die Lübecker Bucht erkennbar, über Scharbeutz erreichen wir die Ostsee. An dem noch etwas verschlafenen Strand entlang nehmen wir Kurs auf Wismar und erreichen bei Boltenhagen die Wismarbucht. Am linken Stadtrand liegt EDCW mit seiner Grasbahn, gut erkennbar, wenn man direkt über ihm ist. Von hier nehmen wir Kurs auf die Mecklenburgische Seenplatte, bei toller Sicht geht es der Bahnlinie entlang über Sternberg und Goldberg nach Malchow, ein See folgt auf diesem Flugabschnitt dem anderen. Weiter geht es zum Müritz See, den wir beiRöbel erreichen; hier kreuzen wir auch die Route, auf der wir im vergangenen Jahr nach Usedom geflogen waren.

Rechlin-Lärz ist unser nächster Landeort, nach über zwei Stunden Flugzeit wollen die Tanks wieder gefüllt werden. Der Flugplatz mit seiner Betonbahn muß irgendwo im Bereich des südlichen Zipfel des Müritz See liegen. Eigentlich sollte der Flugplatz mit seiner zwei Kilometer langen Bahn nicht zu verfehlen sein, aber ohne weitere markante Punkte wie Hallen ist er nicht so leicht zu entdecken, so manche Betonbahn hebt sich kaum von der Umgebung ab. Da taucht die Bahn auch nahezu unerwartet direkt vor der Nase auf, schnell den Anruf abgesetzt und schon geht es in den Gegenanflug der nördlichen Platzrunde zur 08. Auf einer zweitausend Meter langen und 50 Meter breiten Bahn zu landen, da ist wieder Konzentration gefragt, die Bahn will einfach nicht kommen und die Gefahr des zu hohen Abfangens ist dabei groß. Nicht viel los ist hier an diesem Werktag auf dem Flugplatz, schnell sind die Tanks gefüllt - nach 140 Minuten Flugzeit finden 36 Liter Avgas darin Platz. Eine kleine Pause, und schon sitzen wir wieder in den Maschinen, um den nächsten Abschnitt anzugehen.

Der Reihe nach lässt uns der nette Flugleiter auf die Bahn und starten, um 11:28 sind wir auf dem Weg Richtung Magdeburg, hinter uns zieht langsam dichte Bewölkung auf. Mit 215 Grad am Kompass anliegend, geht es Richtung Elbe. Die Rostock-Karte wird jetzt mit dem Berliner Blatt getauscht. Hinter Wittstock taucht die A19 auf, gleich danach die A24. Die Sonne hat sich mittlerweile verzogen, es wird linker Hand immer trüber. Die Karte bietet jetzt keine markanten Punkte mehr, aber wir haben neben dem Kompass und dem GPS ja noch die Elbe aus Auffanglinie. Nach 25 Minuten Flugzeit erreichen wir das Knie der Elbe, hier mündet die Havel in den großen Strom. Ab hier folgen wir der Elbe; mit den zahlreichen künstlichen Deichen, die links und rechts ins Wasser ragen, bietet sie ein beeindruckendes Bild. Rechts taucht Stendal auf, gut ist die gleichfalls zwei Kilometer lange Betonpiste von Borstel zu erkennen. Wir fliegen an dem malerisch gelegenen Tangermünde vorbei, der Fotoapparat surrt. Der geschlossene Flugplatz bei Mahlwinkel taucht auf, dahinter endlose triste Kasernenbauten im Wald. Je weiter wir nach Süden kommen, desto besser wird auch wieder das Wetter.

Vor uns taucht die Silhouette von der geschichtsträchtigen Stadt Magdeburg auf, gut ist der Dom sichtbar. Über dem Eisenbahnknoten von Bideritz rufe ich auf 119,300 Magdeburg Info und erfahre, dass die F-Kontrollzone nicht aktiv ist. Zugleich wird uns ein Direktanflug angeboten mit der Aufforderung, sich im langen Endanflug zur 27 zu melden. Nach einer Stunde Flugzeit setzen sich die drei Tecnam’s auf die Bahn, die diesmal „nur“ ein Kilometer lang ist. Da wir nochmals tanken müssen, um anschließend direkt nach Hause zu kommen, werden wir über Bravo und Alpha zum Vorfeld 1 geschickt. Schnell das Anflugblatt umgedreht, wo ist noch mal das Vorfeld 1 und Taxiway Alpha? Kaum sind wir an der Tankstelle angekommen, beginnt der Tankwart schon mit seiner Arbeit; was für ein ungewohnter Service für einen UL-Flieger. Anschließend wollen auch wir uns stärken, ist es mittlerweile doch schon halb drei lokaler Zeit. Doch jetzt kommt die Enttäuschung, nichts mit einer gemütlichen Flughafenkneipe; die nächste Möglichkeit etwas zu Essen soll eine Cafeteria in einem Möbelhaus sein. Nun gut, wir haben Hunger und Durst und ein kleiner Fußmarsch tut ja auch gut, wenn es nur nicht so heiß wäre.

Wir stehen wieder mit unseren Maschinen am Rollhalt, diesmal ist es die 09. „Start nach eigenem Ermessen - und guten Flug“, das ist der freundliche Abschied von Magdeburg; hier muss ich noch einmal herkommen, um die Stadt selbst ausgiebig zu genießen. Mit Südkurs folgen wir der A14, die Kontrollzone von EDBC liegt rechts von uns. Oberrissdorf ist der nächste Checkpunkt; wo liegt denn da der Flugplatz? Wieder eine der vertrackten Graspisten, wir sehen sie nicht. Eine Kursänderung 240 Grad, und wir fliegen auf das Kyffhäuser Gebirge zu; unter der rechten Fläche dehnt sich der Harz aus. Schnell noch ein paar Fotos vom Kyffhäuser Denkmal geschossen, was ist denn das unterhalb des Denkmals? Da hat tatsächlich einer die Europa mit dem Stier in sein Feld geschnitten, das muß mit aufs Bild! Weiter geht es an Bad Langensalza vorbei Richtung Eisenach. Jetzt kommt wieder die abgegriffene Frankfurter Karte zum Einsatz, der Flugplatz Kindel taucht auf dem Plateau vor Eisenach auf. Die Wartburg ist das nächste Ziel, in 3500 ft überfliege ich die Gemäuer, hinter denen Luther 1522 das Neue Testament übersetzte.

Über die Höhen des Thüringer Waldes hinweg nehmen wir Kurs auf Fulda, die Wasserkuppe mit ihren Segelfliegern links neben uns lassend. Ab hier sind wir eigentlich schon in der „erweiterten Platzrunde“ von Aschaffenburg, die Autobahn nach Schlüchtern taucht auf. Schlüchtern, Salmünster und Bad Orb ziehen unter uns dahin; auf einmal geht es viel zu schnell, unsere Tour neigt sich dem Ende zu. Schon mit etwas Stolz in der Stimme ob unseres Ausflugs melden wir uns bei Aschaffenburg Info, die uns zur 08 schickt. Nach gut 1100 Kilometer Flugstrecke setzen sich die beiden P92 und die P96 auf den Asphalt, ohne Murren haben sie uns durch den Norden der Republik getragen. Knapp 140 Liter Kraftstoff sind pro Maschine durch die Vergaser geflossen - und in jedem Flugbuch sind neun Flugstunden und fünf Flugplätze mehr hinzugekommen.

Eugen Karg